Dienstag, 31. Juli 2007

Mein Leben in Neuseeland

Morgens um 7 Uhr (am) klingelt mein handy. Nein, es ruft nicht faelschlicherweise jemand aus Deutschland an, bei denen es (10 h zurueck) gerade 21 Uhr des Vorabends ist. Es ist das vertraute Kikeriki, dass mich bereits in Deutschland zu wecken pflegte. Ich drehe mich nochmal um, um dann wenige Minuten spaeter mein beheizbares Bett zu verlassen. Ein Bett mit Heizung??? Ja, ganz richtig, verstellbar in drei verschiedenen Waermestufen. Dennoch schlafe ich meist in Marks Jogginghose! Wieso das ganze fragt ihr euch? Nun, ich bin zwar gerade in Neuseeland und nicht am Suedpol (wobei das auch gar nicht so weit weg ist...), aber die Neuseelaender kennen leider keine Zentralheizung! In fast jedem Raum steht dafuer ein kleiner Heizluefter. Ich soll mich nicht so anstellen? Tu ich ja auch gar nicht! Mittlerweile hab ich mich ja dran gewoehnt und die erste schlimmere Erkaeltung ist nun auch ueberstanden. Aber vergesst nicht, ihr habt Sommer und bestimmt mindestens 20 Grad. Ich bin aber ja auf der Suehalbkugel und hier ist der Juli der kaelteste Monat im Jahr. Gut, was heisst hier kalt. Auf der Nordinsel bedeutet das durchschnittlich Tagestemperaturen von ca 14 Grad. Winter!!! :) Aber die Haeuser sind nicht sehr gut isoliert und so wird es doch abends ein bisschen kuehl!
So, ich bin mittlerweile auch aus dem Bett aufgestanden, schnappe mir mein Handtuch und husche schnell aus meinem Zimmer ins schraegueberliegende bad. Dabei oeffnet sich die Tuer nicht durch die uns bekannten Tuerklinken sondern einen Drehknopf. Damit meine nackten Fuesse nicht all zu lange auf dem kalten Boden ausharren muessen, geht es so schnell wie moeglich unter die Dusche. Als ich meine Haare foehnen will, bemerke ich, dass ich meinen Adapter – die Steckdosen sind hier naemlich anders- im Zimmer vergessen habe, wo gerade meine Kamera-Akkus aufladen. Beim Zaehneputzen schmecke ich den einzigarten Geschmack des neuseelaendischen Leitungswassers. Das soll man nicht trinken, ohne es vorher abgekocht zu haben. Fuer die Hygiene reichts aber! Schnell werden die Schulsachen eingepackt. Dabei wuerde mir Jills Katze Samara gerne zur Hand gehen. Jill hat inzwischen nach dem allmorgendlichen ueberaus freunlichen, immer gut gelaunten “Good Morning, Christ(e)ina! How are you?” das Haus verlassen. Mein Homestay-brother Zepher aus China hat auch schon seine Portion Nudeln zum Fruehstueck verdrueckt. Fuer mich gibts lieber Muesli oder Toast mit Marmelade oder Peanutbutter. Inzwischen ist es kurz nach acht. In meiner knallroten Allwetterjacke mache ich mich bei Regen auf den Weg zur 5 Minuten entfernten Bushaltestelle. Um 8.15 Uhr faehrt mein Bus Richtung “Downtown”. Mein Bus? Na ja, eigentlich hab ich was das angeht eine grosse Auswahl und kann alle Busse zwischen 110 und 180 nehmen. Das war anfangs ein bisschen irritierend. Beim Einsteigen, nur durch die Tuer beim Fahrer, muss ich dem Busfahrer (meist Maori) meine Fahrkarte geben. Nach dem Pre-Paid-System wird meine Fahrt abgebucht.
Im Bus selbst beobachte ich die vielen Menschen und hoere Musik – in letzter zeit viel von Kettcar.
Um mich herum sitzen viele Schueler in ihren Uniformen. Sie tragen also alle das gleiche. Die Kleiderwahl meiner restlichen Mitfahrer variiert jedoch enorm! Vom jungen mann in Flip Flops – wenn auch mit Socken – und Shorts zur aelteren Dame im Wintermantel mit Handschuhen und Schal ist alles vertreten. Nach einer 30-minuetigen Fahrt von Avondale aus durch weitere Vororte bin ich in der Innenstadt angekommen. Die Strassen sind voll. So weit das Auge reicht, sieht man asiatische Autos. Nur vereinzelt trifft man mal auf einen VW, Audi oder BWM. Ebenso wie auf der Strasse wimmelt es auch auf den Buergersteigen nur so von Asiaten. Auf dem weiteren Weg zum Taylors College komme ich mir ein bisschen vor wie in Chinatown, denn neben mir reiht sich ein Asia-Takeawy-Shop an den anderen. Schon am fruehen Morgen gibts es ueberall Sushi en masse! Na gut, dass war jetzt ein bisschen uebertrieben. Natuerlich sind auch maori, Inder und Afrikaner und very-British aussehende Leute mit mir unterwegs und zwischen den Sushi-Laeden befinden sich auch andere Bars und Cafes. auch hier ist die Bandbreite riesig. Von Starbucks zu Alis Kebab Centre ist alles zu finden. Ausserdem ist die K'Road Aucklands Partymeile mit Ansaetzen des Rotlichtmilieus (Las Vegas Stribclub).
Um kurz vor 9 betrete ich dann das College, das von aussen eher wie ein nobles Buerogebaeude aussieht. Mit dem Fahrstuhl fahre ich in den viereten Stock und eile in den glaesernen Klassenraum und habe ein bisschen Angst zu spaet zu kommen. Doch ich bin erst die Dritte von 17 und es ist bereits 9:02 Uhr. Drei Minuten spaeter erscheint auch unsere Lehrerin Jill (man dutzt hier die Lehrer). Den sich ihr bietenden Anblick ist sie schon gewoehnt. Mittlerweile sind wir Europaeer (1 Italienerin, 4 Deutsche und 2 Russinnen) komplett. Ausserdem duerfen wir die Gesellschaft von einem Koreaner und einem, die Vorurteile brechenden, Brasilianer geniessen.
Die noch fehlenden Kolumbianer, Brasilianer und Argentinier treffen meist alle in den naechsten 10 Minuten ein. Ausnahmen sind jedoch die Regel und so kommt Rodrigo manchmal auch erst um 09:45 Uhr. Viel interessanter findet Jill allerdings die Frage, wer heute die Hausaufgaben gemacht hat. Gut 50 % melden sich. Der rest rettet sich mit Ausreden wie “ Ich war auf dem Skytower und der Ausblick hat mich bis abends dort gefesselt” oder “ Ich hab meinen ersten Bungee-Sprung gemacht und das Adrenalin wollte und wollte nicht wieder abnehmen”. Egal was, es wird immer akzeptiert. Nach drei Stunden im adavance course, vielen Grammatikaufgaben, presentations und group work ist der Schulalltag auch schon wieder vorbei! Ausnahme am Montag bis 3 pm!
Anschliessend geht es ins library um gratis E-Mails zu checken und diesen Blog aktuell zu halten. Danach gehts die Queen Street, Auckland Hauptstrasse steil runter. Manchmal mit Mitschuelern, manchmal allein wird etwas Essbares zum Lunch gesucht. Mich verschlaegt es meist zu einem Inder, bei dem ich fuer 6$ eine riesen Portion Reis mit irgendwas anderen ;) bekomme. Der nachmittag geht dann immer sehr schnell vorbei mit einem Mix aus Jobsuche, Sight-seeing und Relaxen in einem der vielen wunderschoenen Parks!
Das war inzwischen wieder moeglich, da die Regenwolken verschwunden sind und die Sonne scheint. Ohne Jacke schlender ich durch die Strassen. A propos Strassen... was das ueberqueren dieser betrifft, gibt es hier auch eigene Regeln, nicht nur was den Linksverkehr angeht! An grossen Kreuzungen gehen naemlich alle Passanten gleichzeitig von Strassenseite zu Strassenseite. Alle Autos bleiben stehen und die Fussgaenger laufen wirklich einmal QUER ueber die Kreuzung. Das sieht verdammt cool aus! Und noch etwas ist anders! Das gruene Ampelmaennchen wird immer nur sehr kurz angezeigt. Anschliessend blinkt das rote Maennchen um darauf vorzubereiten, dass es gleich endgueltig rot wird.
Zurueck im kleinen Avondale bin ich meisten um 6 pm. Dann kommt auch Jill nach Hause und es ist fast stockdunkel (Winter!!).
Das schon zur Gewohnheit gewordene “Dinner is ready” ertoent und gemeinsam mit Jill und Zepher am Esstisch geniesse ich Fleisch in diversen Variationen, veges und suesse Kartoffeln (unsere schmecken deutlich besser!!) oder Reis.
Anschliessend wird noch ein bisschen mit den Katzen gespielt, TV geguckt oder ich beschaeftige mich selbst mit Dingen wie diesen hier.
Als ich letztendlich gegen 10pm totmuede ins Bett falle, hoere ich den Regeln auf das Dach prasseln! Ja, das Wetter hier ist wirklich sehr wechselhaft...

2 Kommentare:

Chrissy hat gesagt…

Hihi, ich hatte gerade mal Zeit, nachdem wir mit ganz vielen Donuts uns den Simpsons Film im Kino angeguckt haben! Das war schoen!

Malte hat gesagt…

Hi Chrissy,

trotz dessen, dass der Erdkunde Leistungskurs uns beigebracht hat, dass wenn auf der Südhalbkugel Winter ist, auf der Nordhalbkugel Sommer ist, so scheint es dennoch derzeit so zu sein, dass wenn auf der Südhalbkugel Winter ist, in Deutschland offensichtlich Herbst ist, bei weniger als 20°C.